Die Innsbrucker Kinderbeobachtungsstation unter der Leitung von der Psychiaterin und Heilpädagogin Maria Nowak-Vogl war für viele Südtiroler Kinder und Jugendliche ein Ort der Einschüchterung, Demütigung und Ohnmacht. Dieses Buch geht der Frage nach wie es dazu gekommen ist und welche Rolle die handelnden Akteure dabei spielten.
Die Innsbrucker Kinderbeobachtungsstation war kein guter Ort – nicht für die 163 Südtiroler und nicht für die anderen über 3000 Kinder und Jugendlichen, die diese Beobachtungs-, Behandlungs- und Begutachtungsstation zwischen 1954 und 1987 in wochen- und zum Teil monatelangen Aufenthalten kennenlernten. Die von der Psychiaterin und Heilpädagogin Maria Nowak-Vogl geleitete Station war ein Ort, an dem Minderjährige in persönlich schwierigen Lebensphasen Einschüchterung, Demütigung, Ohnmacht, Entmutigung und Gewalt in vielfältigen Formen erfahren mussten; ein Ort, an dem lebenswichtige Entscheidungen über sie gefällt wurden und wo viele der Kinder ihr Selbstwertgefühl verloren haben – ein Ort, an den die allermeisten von ihnen nicht mehr erinnert werden möchten. Doch wie konnte es dazu kommen? Warum wurden Südtiroler Kinder und Jugendliche über die Staatsgrenze nach Innsbruck gebracht? Was ist mit den Kindern dort geschehen? Wer ist dafür verantwortlich zu machen? Auf der Grundlage von Krankenakten und behördlichem Schriftgut analysiert die Studie die soziale Herkunft der überwiesenen Kinder, untersucht Strategien und Motive der handelnden Akteure, beschreibt Aufenthalt und Behandlung, wertet die Gutachten aus und fügt die Ergebnisse in eine Sozialgeschichte der Kinder und Jugendlichen in Südtirol ein.